Harnröhrenchirurgie

Narbige Harnröhrenverengungen treten meist beim Mann, selten bei der Frau auf und sind nicht ganz einfach zu behandeln. Die verbreitetsten Methoden sind die Harnröhrenbougierung und die Sichturethrotomie. Bei der Harnröhrenbougierung wird die Engstelle mit einem Katheter aufgedehnt, bei der Sichturethrotomie wird die Harnröhre gespiegelt und die Engstelle unter Sicht mit einem kleinen Messer "aufgeschlitzt". Beide Eingriffe sind einfach durchführbar und in wenigen Minuten erledigt, anschließend wird eventuell für einige Tage ein Blasenkatheter eingelegt.

 

Doch leider neigen Harnröhrenverengungen häufig zur Wiederkehr. Spätestens nach zwei dieser "kleinen" Therapieversuche liegen die Chancen auf anhaltenden Erfolg nahe Null. Weitere derartige Prozeduren führen nicht nur zu einem erheblichen Leidensdruck beim Patienten, sondern verstärken die Narbenbildung meistens noch. Bei Engstellen im Penisbereich und stark vernarbten langstreckigen Engstellen sind die Erfolgsaussichten bereits von vorneherein eher bescheiden.

 

In diesen Fällen ist eine offene Harnröhrenrekonstruktion sinnvoll. Bei kürzeren Engstellen kann es ausreichen, den verengten Abschnitt zu entfernen und die Harnröhre neu zusammenzusetzten. Dies ist in den meisten Fällen auch OHNE Durchtrennung des Harnröhrenschwellkörpers möglich. Bei längeren Engstellen ist es sinnvoller, die verengte Stelle mit einem Stückchen Mundschleimhaut oder Vorhaut zu ergänzen, hierfür bieten sich unterschiedliche Operationsverfahren an. Eine Komplettentfernung der Harnröhre mit zweizeitigem Neuaufbau ist nur in seltenen ausgewählten Fällen erforderlich.

 

Da diese Operationen spezielle Fachkenntnisse erfordern und an den meisten Krankenhausabteilungen nicht mit ausreichender Erfahrung angeboten werden, ist das Wissen um die ausgezeichneten Ergebnisse dieser Eingriffe leider auch unter Urologen nur unzureichend verbreitet. Auch die körperliche Belastung durch die Operation und die Operationsrisiken sind viel überschaubarer als häufig angenommen.

 

Auch komplexe Harnröhrenverengungen der Frau können mit einer offenen Operation erfolgreich behandelt werden!

 

Unabhängig von Lage und Ausdehnung der Verengung kann so mit sehr hoher Erfolgswahrscheinlichkeit ein andauernd gutes Ergebnis erzielt werden. 

 

 

Bei einer Hypospadie endet die Harnröhre nicht an der Penisspitze, sondern vorzeitig am Penisschaft oder dem Hodensack. Wenn es dadurch zu erheblichen kosmetischen oder funktionellen Einschränkungen kommt, ist auch hier eine operative Korrektur möglich und sinnvoll.

 

 

Harnröhrendivertikel sind Aussackungen der Harnröhre, die normalerweise nicht vorkommen und erschwertes Wasserlassen, Nachtropfen, wiederkehrende Harninfekte sowie chronische Entzündungen mit Harnröhrenschmerzen und Ausfluss verursachen können. Sie kommen häufiger bei Frauen als bei Männern vor und sind bei beiderlei Geschlecht ebenfalls gut operierbar.

  

 

Harnröhrenfisteln sind irreguläre Verbindungsgänge von Harnröhre zu Scheide (Frau) oder Damm (Mann), und können als Folge von Entzündungen oder Bestrahlungen auftreten. Vor allem nach Darmentzündungen können auch Fisteln zwischen Harnblase bzw Harnleiter und Dickdarm - sogenannte ureterointestinale bzw vesicointestinale Fisteln - auftreten. Die Sanierungsmöglichkeiten müssen im konkreten Einzelfall diskutiert werden.