Chirurgische Eingriffe an der Harnblase

Gutartige Erkrankungen der Harnblase

 

Es gibt nur wenige gutartigen Veränderungen an der Harnblase, wegen derer ein chirurgischer Eingriff notwendig ist.

Aussackungen der Harnblase (Blasendivertikel) können manchmal sehr groß werden. Da sie - anders als die Harnblase selbst - keine funktionierende Muskelwand besitzen, können sie sich nicht gut entleeren. Durch verbleibende Restharnvolumen kann es zu Problemen führen, wie andauernde Harninfekte oder Steinbildung.

Derartige Divertikel können gegebenenfalls schonend und sicher laparoskopisch entfernt werden, die Harnblase wird anschließend wieder vernäht und für ein bis zwei Wochen mit einem Blasenkatheter entlastet.

 

Bei manchen Blasenfunktionsstörungen ist eine mögliche Behandlungsmöglichkeit die Blasenaugmentation. Dies ist eine Vergrößerungsoperation der Harnblase, bei der ein Stück Dünndarm in die aufgeschnittene Blasenwand eingenäht wird. 

 

 

Bösartige Erkrankungen der Harnblase

 

Oberflächliche Blasentumore lassen sich üblicherweise endoskopisch vollständig abtragen. Eventuell sind zusätzliche Maßnahmen wie z.B. die Einbringung eines Chemotherapeutikums in die Harnblase notwendig, die Harnblase lässt sich jedoch meist erhalten.

 

Bei Blasenkrebs, welcher bis in die Blasenmuskulatur eingewachsen ist und endoskopisch nicht mehr vollständig entfernbar sind, muss die Harnblase einschließlich der Beckenlymphknoten vollständig entfernt werden. Beim Mann geschieht dies unter Mitnahme der Prostata (Zystoprostatektomie), bei der Frau müssen die Gebärmutter und ein Teil der vorderen Scheidenwand mit entfernt werden (vordere Exenteration). In den meisten Fällen kann die Prognose durch eine Vorbehandlung mit Chemotherapie weiter verbessert werden.

 

Nach einer kompletten Blasenentfernung stellt sich immer die Frage wohin mit dem Urin... Mögliche Formen der Harnableitung sind die Schaffung einer Ersatzblase (Neoblase) aus einem Stück Dünndarm, oder ein Seitenausgang (Conduit) ebenfalls mit einem kürzeren Stück Dünndarm. In diese werden dann die Harnleiter eingeleitet. Welche Variante für welchen Patienten die bessere ist muss individuell entschieden werden.

 

Bei der Komplettentfernung der Harnblase haben Laparoskopie und offene Chirurgie nach wie vor ihre Berechtigung. Beide sind gute etabliert und haben sowohl Vor- und Nachteile gegenüber dem jeweils anderen Verfahren. Der Vorteil der offenen Operation ist die meist kürzere Operationsdauer. Außerdem muss üblicherweise auch bei der laparoskopischen Blasenentfernung gegen Ende des Eingriffs die Bauchhöhle mit einem größeren Schnitt geöffnet werden, um die Harnumleitung mit Dünndarm zu schaffen. Allerdings kann der Schnitt deutlich kürzer gehalten werden als bei der offenen Blasenentfernung, und die Bauchhöhle liegt nicht so lange offen, wodurch die Darmbeschwerden in der Erholungsphase nicht so ausgeprägt auftreten. Das wesentlichste Argument für die Laparoskopie ist hier aber wohl der wesentlich geringere Blutverlust. Hauptsächlich ausschlaggebend zur Wahl des Operationsverfahrens ist hier die Erfahrung des Operateurs.

 

Die Urologische Abteilung am Klinikum Wels ist derzeit die einzige Institution in Oberösterreich, wo auch die Harnableitung selbst laparoskopisch ohne Eröffnung der Bauchhöhle durchgeführt werden kann.